Druckentlastungen

So wie der einzelne Mensch, ist auch jeder Fuß etwas Besonderes. Kein Fuß gleicht dem Anderen. Es gibt nicht nur einen Unterschied zwischen rechts und links, sondern jeder ist für sich einzigartig.

Unter diesem Aspekt und den vielen Vorstellungen über Schuhwerk und Schuhmode läßt sich erahnen, welche vielseitigen Deformationen im Laufe eines Lebens entstehen können. Diese werden auch durch Erbanlagen begünstigt. Ganz abgesehen davon, dass der Fuß bestimmte Entwicklungen des menschlichen Charakters und der inneren Organe offenbart. Damit hat der erfahrene Therapeut einen allgemeinen, aber schon recht deutlichen Einblick in die Voraussetzungen, die der Patient oder Kunde zur Behandlung mitbringt.

Dies kann bei der Wahl des notwendigen Polsters hilfreich sein. Die Druckentlastungen werden als Verbände, Reibungsschutz oder Polster angelegt. Sie spielen als Druckschutzpolster unter den Spezialverbänden die größte Rolle.

Das Ziel des druckentlastenden Verbandes ist es, eine Verminderung von Druck + Reibung an schmerzhaften Stellen, Wunden oder offenen Bereichen des Fußes zu erreichen. Bei der Herstellung wenden wir ein Grundprinzip an, nach dem es zu einer Verlagerung oder Verteilung des Drucks kommen sollte. Als naheliegendste Position eines Polsters bietet sich meist die körperwärts liegende (proximale) Stelle oder das entsprechende Gelenk an.

Allgemein gilt, daß der Druck abgefangen, d. h. von sehr empfindlichen Stellen weggenommen und auf weniger empfindliche Bereiche verlagert wird. (Bei entsprechender Schulung können die Fehlstellungen nach den Aspekten der Biomechanik ausgeglichen werden.)

Der Unterschied zwischen Druckentlastung und Reibungsschutz ist einfach darzustellen. Eine Druckentlastung sorgt für eine Verminderung der starken Reize von Belastung und Druck.

Der Reibungsschutz hat eine andere Aufgabe. Er wird dort eingesetzt, wo der Bedarf besteht, eine gereizte Haut-, Knochen- oder Gelenkpartie zu schützen. Er besteht aus hauchdünnen bis 2 mm dicken Materialien, die großflächig entsprechend gereizte Bereiche abdecken. In der Not würde sogar eine Schicht aus flüssigem Bürokleber seine „kurzzeitige” Wirkung nicht verfehlen.

Druckentlastungsverbände werden als Entlastung bei folgenden Indikationen eingesetzt:

1. Hammer- und Krallenzehen

2. Reiterzehen

3. Veränderung der Großzehen-Gelenke, wie Hallux rigidus,  Hallux valgus, Hallux varus.

4. Weiche Hühneraugen zwischen den Zehen (interdigitale clavi)

5. Rollnägel, Nagelfalzverhornungen, unguis incarnatus

6. Harte Clavi der Zehen und der Fußsohlen

7. Knochige Füße mit fehlendem Sohlenfettpolster

8. Metatarsalgie (schmerzhafter Spreizfuß mit Nervenreizen)

9. Plantare Warzenherde

10. Hyperkeratosen (Schwielen) oder Blasen

11. Basis des V. Mittelfußknochens

12. Inneres Längsgewölbe

13. Fersenbeinsporne und Haglundferse

14. Innerer oder äußerer Maleolus (Knöchel)

Was die Unterscheidung oder Auswahl der Entlastungen anbelangt, werden verschiedene Materialeigenschaften berücksichtigt. Druckschutzpolster unterscheiden sich in ihrer Art und Anwendung nach mehreren Kriterien: Material, Form, Größe, Dicke, Farbe, Herkunft und Problemstellung. Sie sollen entlasten, kaum spürbar sein, materialbeständig, hautfreundlich, gut fixierbar, d.h. klebend, evtl. auch waschbar und wieder verwendbar. Neben der Elastizität, Komprimierbarkeit und Dicke ist noch die Lokalisation der zu schützenden Stelle zu beachten, sowie der Grad der Ausprägung von Fußveränderung und Verletzung. Eine große Rolle spielt die Relation vom Schmerzproblem zu den Kosten. Diese wiederum setzen sich aus dem benötigten Zeitaufwand und dem verwendeten Material zusammen. Meist werden Polster mit Klebefläche eingesetzt, was bei Hauterkrankungen und Allergien die Auswahl stark begrenzen kann.

Kommen wir nun zu den verwendeten Materialien. Polster sind mind. 2 mm dick, möglich sind Stärken bis zu 12 mm, z. B. im Schaumgummibereich. Kombinierte Filz/Schaumgummi - Polster haben eine Dicke von 5 - 9 mm. Weiterhin lassen sich verschieden gewebte Polster, Latex- oder Silikongummi in der Anwendung finden. Je höher ein Polster aufträgt, um so mehr empfiehlt es sich, die Kanten, besonders im Bereich der Problemstelle abzuschrägen. Es hat sich vielfach bewährt, dicke oder abdeckende Polster zur besseren Haltbarkeit noch zusätzlich zu fixieren, z. B. mit Chirofix oder einem wasserfesten Pflaster etc.

Im weitesten Sinne zählen auf dem Gebiet der orthopädischen Indikationen auch Gipsverband, Tapes, Zinkleimverband und lichthärtende Fieberglasverbände zu den Druckschutzmaterialien.

Werden Binden oder Bandagen zur Unterstützung eingesetzt, ergeben sich daraus verschiedene Möglichkeiten. Einmal ist die weiße Binde zu nennen, die in der Regel fein elastisch im Bereich aller Gelenke angewandt wird. Sie steht in verschiedenen Breiten + Längen zur Verfügung. Eine Dauerbinde ist als Gummibinde z. B. bei chronischer Lymphstauung oder als Kompressionsverband bei Krampfadern angezeigt. Elastische Haftbinden eignen sich hervorragend zur Stabilisierung von Gelenken. Sie haften sowohl auf der Haut, als auch auf sich selbst. Genauso können die unterschiedlichsten kohäsiven oder adhäsiven Binden eingesetzt werden. Die Trikotschlauchbinden sind sehr vielseitig und werden auch unter Gips- und Zinkleimverbänden als Reibungsschutz eingesetzt. Für den Fuß wird sie mit zusätzlichem Polster- oder Druckschutzmaterial kombiniert, meist im Bereich von Achillessehne, Knöchel, Fußrücken oder Metatarsalköpfchen.

Ein Spreizfußverband ist bei Beschwerden der Metatarsalköpfchen angesagt. Er unterstützt das Quergewölbe und entlastet die Köpfchen der Mittelfußknochen. Dabei ist es auch möglich die Zehengrundgelenke ruhigzustellen, um damit unter Druck stehende Bänder, Schleimbeutel, Nerven und Gefäße zu entlasten. Weiterhin werden vorhandene Schwellungen des Lymphsystems positiv beeinflußt.

Druckschutzpolster anzulegen gehört zu unseren täglichen kleinen Aufgaben. Vielfältiger als alle anderen Gebiete bedürfen sie immer wieder neue Überlegungen in der Anwendung.

Selbstklebende Platten aus den bekannten Materialien in verschiedenen Dicken werden nach Bedarf zugeschnitten. Vorgeformte Polster können einmalig für längere Zeit verwendet werden. Beide werden meist auf die zu versorgende Hautpartie, aber auch in dem Schuh verklebt. Für einen guten Halt ist eine großflächige Schutzüberdeckung mit Chirofix empfehlenswert. Trotz Duschen und Baden ist nach leichtem Trocknen eine längere Applikation möglich.

Wiederverwendbare, waschbare Polster sind nicht klebend und schützen als Schaumstoffschlauch die Zehen, als Ballenschutz den Hallux, als Zwischenzehenpolster die Gelenke bei Druckstellen oder Clavi, z. B. aus Schaumstoffkeilen, als kammförmige Zehentrenner oder aus Silikon als einzelne Zehenrichter, Separatoren oder Auspolsterung.

Zehenkappen eignen sich bei Nagelfalzproblemen, empfindlichen Zehenkuppen, Kuppenclavi oder dorsaler Clavi. Sie sind aus Schaumstoff mit Nylon überzogen oder Webstrumpf mit Gel-Einbettung. Hammerzehen- und Hühneraugenpolster sind mit weichem Leder- oder Trikotüberzug manchmal auch mit Stoffbezug ausgestattet. Moosgummi mit Stoffbezug findet auch seine Liebhaber. Krallenpolster in verschiedenen Größen sind meist lederbezogen und werden manches mal auch bei Hammerzehen eingesetzt.

Vorfußpolster für die Köpfchen der Mittelfußknochen haben eine sehr breite Indikationsliste und werden aus den bereits erwähnten Materialien als Metapolster hergestellt. Erwähnenswert ist noch die selbstklebende Zehenbinde zum fixieren von geklebten Zehenpolstern oder als Reibungsschutz, sie hat den Vorteil luftdurchlässig, rutschfest und selbsthaftend zu sein.

Weiterhin ist es möglich aus einer sehr feinen selbstklebenden dünnen Schaumstoffbinde die vielseitigsten Zehen- und Fußverbände herzustellen.

Zum Abschluß sei noch der Schlauchverband erwähnt, dessen Anwendung mit Applikator im Zehen- und Mittelfußbereich als sehr elegante saubere Lösung zum schützen der selbstklebenden Polster eine Alternative ist. Sogar Wundschnellverbände und die Verhinderung von neuen Hyperkeratosen gehören zu den sehr vielseitigen Einsatzgebieten.

Bitte unnötige Wiederholungen beachten und ausmerzen.

 

Als Quellennachweis:

Hellmut Ruck „Das Buch der Fusspflege”,

Christina Thaler „Der druckentlastende Verband”,

 

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