Nagelpflege

Aus dem Gebiet der Nagelbehandlung wollen wir uns heute mit der einfachen grundlegenden Nagelpflege befassen. Die Nägel als Anhangsgebilde der Haut schützen die Endglieder unserer Finger und Zehen. Sie bilden wichtige Widerlager beim Tasten, Greifen und Abstützen.  Für eine gute Nagelpflege brauchen wir  fundierte Kenntnisse der Anatomie des Nagels.

Der Bau des Nagels

Die Hornzellen der Nagelplatte unterscheiden sich kaum von denen der Oberhaut, auch der Verhornungsprozeß geht ähnlich vor sich, nur liegen die Zellen im Nagel um ein Vielfaches dichter. Durch eine überaus feste Schichtung der Hornzellen entsteht die harte, durchschimmernde, in Verdauungsfermenten nicht lösliche Keratinplatte.  Diese liegt in einer Hauttasche, deren äußerer hufeisenförmiger Rand als Nagelwall bezeichnet wird.  Bei der Nagelpflege werden wir uns auch um die Furche zwischen dem Nagelwall und den von ihm bedeckten seitlichen Nagelrändern kümmern. Dieser, Nagelfalz genannte, Teil bedarf der besonderen Aufmerksamkeit bei der Untersuchung und Pflege. Die gesamte Hautzone unter dem festgewachsenen Nagel nennt man das Nagelbett.
Bei genauerer Untersuchung der Nagelplatte lassen sich drei Schichten abgrenzen. In der obersten und härtesten Schicht, dem Nagelrücken, enthält das Keratin auffallend viel Calcium. Nicht ganz so hart wie der Nagelrücken ist die mittlere Schicht und am weichsten die Grundschicht des Nagels.

Wir unterscheiden an der Nagelplatte erstens den vorstehenden freien Rand, zweitens den Nagelkörper und drittens die in der Hauttasche steckende Nagelwurzel.

Aus dem Nagelbett herausgelöst gleicht die Nagelplatte einem längsgewölbten Rechteck mit abgerundeten Ecken, das an den Seiten und am einen Ende (Nagelwurzel) etwas dünner ist als in der Mitte. An ihrer Unterseite zeichnen sich die feinen Längsrillen ab, welche die Lederhautpapillen im Nagelbett bilden. Die Platte zeigt in der Regel keine Eigenfarbe. Der mit dem Nagelbett verwachsene Nagelkörper ist normalerweise so durchscheinend, daß er die Farbe des Untergrundes (d.h. hauptsächlich der Lederhaut) wiedergibt. Mit dem darunterliegenden Knochen ist der Nagel durch senkrecht verlaufende Faserbündel so fest verbunden, daß er sich kaum verschieben läßt.

Im Nagelbett haben wir anstelle der Oberhaut nur eine Keimschicht. Die restliche Oberhaut wird durch den Nagel ersetzt. Infolgedessen ist die Verbindung zwischen Haut und Nagel ähnlich eng wie sonst die zwischen den unteren und oberen Stachelzellschichten der Haut. Daher sind Nagelplattenablösungen und Wasserblasenbildung vergleichbare Vorgänge.

Der gesunde Nagel wächst im Monat durchschnittlich zwei Millimeter. Weil seine unterste Schicht wie gesagt im gesamten Nagelbett gebildet wird, kann der wachsende Nagel sich immer weiter nach vorn schieben, ohne sich von der Haut zu lösen.

An der Nagelwurzel, also in den Hauptwachstumszonen des Nagels, heißt das Nagelbett die Matrix (der „Mutterboden”).  Die Matrix hat zwei Wachstumsbereiche die als Unter- und Oberlippe bezeichnet werden. Das vordere Ende der Unterlippe der Nagelmatrix zeichnet sich bei den meisten Menschen als halbmondförmiger Teil hell unter dem Nagel ab und trägt nach seinem Aussehen den Namen Lunula (d.h. „kleiner Mond”). Der Hautbezirk der die Nagelwurzel an ihrer Oberseite bedeckt und als Oberlippe der Nagelmatrix bezeichnet wird hat die Aufgabe den Nagelrücken zu produzieren.

Das Nagelbett ist sehr gefäßreich. Wie bei der übrigen Haut so liegen auch hier die Blutgefäße in einer oberflächlichen und zwei tieferen Ebenen. Diese gehen jedoch teilweise ineinander über, was eine sehr intensive Durchblutung ermöglicht. Auch die Tatsache, daß das Nagelbett so reich an Nerven ist, erklärt die Schmerzhaftigkeit mancher Nagelerkrankungen oder Nagelverletzungen.

Unter dem freien Nagelrand bildet sich eine vollständige Oberhaut. Diese bleibt jedoch aufgrund ihrer Lage im allgemeinen dünn und weich. Nur am Übergang zum Nagelbett wird mehr Keratin erzeugt. Dadurch entsteht das Nagelhorn, auch Sohlenhorn genannt, welches das Nagelbett von vorn her schützt. Andererseits markiert ein schmaler Keratinwall, der sogenannte Nagelsaum, den Übergang in die Haut der Finger- bzw. Zehenkuppe. Die ganze Hautzone unter dem freien Nagelrand - also die unmittelbare Fortsetzung des Nagelbetts bis zur Fingerkuppe - bezeichnen wir als das Hyponychium.

Vom Nagelwall aus schiebt sich hinten und seitlich ein dünnes verhorntes Häutchen auf die Nagelplatte. Dieses Nageloberhäutchen, die Kutikula, ist für die Praxis wichtig. Es dient zum Schutz der Oberlippe der Nagelmatrix. Sowohl bei der Fußpflege als auch bei der Handpflege muß man darauf achten, eine unnötige Schädigung der Kutikula zu vermeiden. Lediglich der abgestorbene vordere Teil darf von der Nagelplatte entfernt werden.

Dem festen sichelförmigen Rand, den die Oberhaut in der Rundung des Nagelwalls bildet und der ebenfalls zum Schutz der Nagelmatrix dient, behalten wir den Namen Eponychium vor. Das Eponychium kann, wenn es sich durch zuviel Hornmasse verdickt, erhebliche Beschwerden verursacht.

Allgemeine Nagelbehandlung  - Die Nagelpflege

Wie soll der Nagel geschnitten und geformt werden?

Obwohl der erfahrene Praktiker diese Frage schon längst ohne grosse Diskussion geklärt hat, findet man immer wieder einmal recht unzutreffende Behauptungen darüber. Grundsätzlich kann man sagen: Der Nagel soll so geschnitten werden, wie es seiner natürlichen Form entspricht. Die natürliche Nagelform sieht man an der Form des Nagelmondes und der Zehenkuppe.

Kein Nagel ist genau wie der andere gewachsen, ausserdem sind bei den Zehen auch äussere Kriterien, wie z.B. der Schuhdruck, zu berücksichtigen. Daher können nur wenige allgemeingültige Regeln aufgestellt werden. Auf jeden Fall ist es falsch, die Ecken stehenzulassen. Die Ecken werden abgerundet. Dies ist eine Grundregel. Wenn man die Ecken nicht abrundet und die vorderen Teile des Nagelfalzes nicht gut säubert, schafft man künstlich eine Bakterienbrutstätte und begünstigt das Einwachsen der Nägel oder die Bildung von harter Haut im Nagelfalz bei geringstem Druck von aussen.

Manchmal kann man von Kunden die Feststellung hören: Wenn ich die Nägel abrunde, entstehen Beschwerden.  Hat man den Fuß dann vor Augen, so zeigt es sich fast immer, daß die Beschwerden nicht durch das Abrunden entstanden sind, sondern vielmehr, weil die Nägel zu kurz geschnitten wurden. Massgebend für die Länge ist der Nagelsaum. Eine weitere Grundregel lautet also: Die Nägel dürfen nicht zu kurz geschnitten werden.

Zum Nagelschneiden benutzt man heute im allgemeinen die Nagelzange oder den Kopfschneider. Dieser hat den Vorteil, daß man während der Arbeit die Handhaltung nicht zu ändern braucht. Zu beachten ist, daß bei den großen Nägeln auf jeden Fall und bei den anderen Nägeln meistens nur mit den Spitzen geschnitten wird. Je kürzer die einzelnen Schnitte sind, desto leichter arbeitet es sich. Am besten schneidet man also immer ganz wenig auf einmal und faßt gleichmäßig nach. Am Schluß sollte die Schnittfläche eine glatte, gleichmäßige Linie bilden, die parallel zum Nagelhorn oder Nagelsaum verläuft. Es darf nicht vorkommen, daß die Schnittfläche wie ausgefranst erscheint oder vorspringende Kanten und Ausbuchtungen hat.

Mitunter gibt es Nägel, die viel weiter mit dem Nagelbett verwachsen sind, als es zunächst den Anschein hat. Deshalb muß man sich die Nägel vor Beginn der Arbeit nicht nur von oben, sondern auch von vorn genau ansehen. Dann setzt man zunächst die untere Spitze der Zange ohne Druck an der Unterseite des Nagels an, bevor man zu schneiden beginnt. Auf diese Weise lassen sich Verletzungen vermeiden. (Sehr wichtig ist es, wie gesagt, daß man nur mit der Spitze des Instruments arbeitet.)

Nun stellt sich die Frage, von welcher Seite man berhaupt arbeiten soll: von vorn, von rechts oder von links. Hier gehen die Ansichten weit auseinander. In der Regel wird jedoch das Arbeiten von rechts bevorzugt, da man den Fuß ganz anders in der Gewalt hat als beim Arbeiten von vorn. Schon beim Schneiden der Nägel ist die Haltung dann viel freier und gelockerter. Man verkrampft sich weniger und bekommt nicht so leicht Rückenschmerzen. Doch kann auch hier keine eiserne Norm aufgestellt werden.

Beim Nagelschneiden soll die linke Hand den Fuß bzw. die Zehen festhalten. Meist ist es zweckmäßig, wenn der Daumen der linken Hand auf dem betreffenden Nagel ruht, so daß die Zehe während des Schneidens nicht von der Unterlage gleiten kann.

Natürlich muß man darauf achten, daß beim Schneiden nichts anderes in den Bereich der Zange kommt. Dem Anfänger kann es sonst geschehen, daß er z.B. den Nagel der zweiten Zehe schneiden will und mit einem anderen Teil des Instruments in die dritte Zehe hineinschneidet. Es soll keiner lachen, das ist alles schon dagewesen. Die Zehe, an der man arbeitet, muß also mit der linken Hand entweder leicht angehoben oder gesenkt und wenn möglich abgespreizt werden.

Manchmal erweist sich schon bei der normalen Nagelpflege der Gebrauch der Eckenzange (mit gerader Schneide) als zweckmäßig, und zwar dann, wenn an den Seiten kleine Reste des Nagels in den Falz hineingepreßt oder sogar eingewachsen sind und dem Kopfschneider Widerstand entgegensetzen.

Kommt der Kunde bereits mit Beschwerden im Nagelfalz, dann sollte man dort einen ganz feinen, mit desinfizierendem Vorbehandlungsmittel getränkten Tupfer einlegen, bevor man mit der Arbeit am Fuß beginnt. Wenn das Mittel mindestens fünf Minuten einwirken kann, wird die Arbeit wesentlich erleichtert, und die Bakterien, die im Nagelfalz reichlich vorhanden sind, werden zumindest für einige Zeit außer Gefecht gesetzt. Eine Infektion mit nachfolgender Entzündung wird dann kaum einmal eintreten können, selbst wenn es zu einer kleinen Verletzung kommen sollte. (Man bedenke, daß noch nicht einmal eine sichtbare Verletzung nötig ist, um eine Infektion hervorzurufen. Mikroskopisch kleine Spalten genügen, um den Krankheitserregern das Eindringen zu ermöglichen. Da solche Entzündungen unangenehm und sogar recht schmerzhaft sein können, beuge man lieber durch Desinfektion vor.)

Auch die Ablagerungen unter dem freien Nagelrand erweicht man zweckmäßigerweise mit einem Vorbehandlungs- bzw. Desinfektionsmittel. Es ist sehr empfehlenswert, solche Mittel anzuwenden; sie müssen jedoch mindestens fünf Minuten einwirken.

Nach dem Kürzen erfolgt dann eine gründliche, aber vorsichtige Reinigung des Nagelfalzes und des Hyponychiums, d.h. der Haut unter dem freien Nagelrand. Zu beachten ist hierbei, daß man nicht zu stark gegen das Nagelbett drückt, den Nagel nicht anhebt und kein zu spitzes Instrument verwendet. Mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand wird der Nagelwall lediglich so weit wie möglich nach außen bzw. unten gezogen.

Für die Untersuchung und Nagelreinigung hat sich immer mehr die Mediklinge oder der Hohlmeißel eingebürgert. Wenn man mit diesen Instrumenten arbeitet, zeigt seine Hohlfläche stets in die Arbeitsrichtung. Je nach Bedarf arbeitet man von hinten nach vorn oder von vorn nach hinten. Die doppelten Nagelinstrumente sind ungefährlich und als Instrument beliebt. Auch der ursprünglich in der Zahnheilkunde eingesetzte Exkavator findet in der Fußpflege als Nagelinstrument Verwendung.

Fissurenfräser, die ebenfalls häufig zur Reinigung des Nagelfalzes verwendet werden, bergen die große Gefahr in sich, daß man auch die Seiten der Nagelplatte mit abfräst, wodurch späteres Einwachsen vorprogrammiert wird. Für die Entfernung von harter Haut im Nagelfalz können diese Fräser jedoch nützlich sein, vorausgesetzt, man läßt sie unter keinen Umständen mit dem Nagel in Berührung kommen. Handinstrumente sind zur Reinigung des Nagelfalzes im allgemeinen vorzuziehen.

Bei der Nagelreinigung wird gleichzeitig untersucht, ob der Nagel eingewachsen ist oder dazu neigt, ob Hautwucherungen vorhanden sind oder ob gar ein Hühnerauge im Falz sitzt.

Nach der Reinigung erhält der Nagel mit der Feile oder besser mit einem Diamant-Nagelfräser den letzten Schliff, was oft mehrere Arbeitsgänge erfordert.

Zuerst fräst man den Nagel von vorn, um Längenunterschiede auszugleichen, wobei der Fräser fast senkrecht zum Nagelrand steht. Zu beachten ist, daß man mit der Kante des Fräsers nicht auf die Nagelplatte kommt, um diese nicht zu verletzen.

Der zweite Arbeitsgang besteht im Abschleifen der Nagelkante. Dafür wird der Fräser mit der Breitseite schräg vor dem Nagel angesetzt, und dann arbeitet man zum Daumen hin. Nie soll die ganze Kante auf einmal geschliffen werden, da sonst der Fräser zu sehr warmlaufen kann, sondern man arbeitet mit zwei- bis dreimaligem Absetzen. Bei diesem Arbeitsgang kann man den Fräser ohne weiteres auf der Haut der Zehenkuppe ruhen lassen, da er normalerweise die Haut nicht angreift. Nur darf man wie gesagt nicht zu lange auf einer Stelle bleiben und nicht zu stark aufdrücken.

Als dritter Arbeitsgang kann das Glätten eventuell entstandener Unebenheiten hinzukommen: Derselbe Fräser fährt noch einmal leicht schräg über den vorderen Nagelrand. Für diese Arbeiten haben sich Diamantfräser durchgesetzt.

Nach einer normalen Nagelpflege kann man den Nagel und die zurückgeschobenen Nagelhäutchen Eponychium und Kutikula mit etwas Creme polieren oder nach einem alten Rezept mit Kölnisch Wasser abreiben. Dadurch wird der Nagelkörper durchschimmernd.

Für den Fall, daß eine Kundin das Lackieren der Nägel wünscht, geben wir zwei kleine Ratschläge: a) Entfetten Sie die Nägel vorher, damit der Lack nicht abblättert, b) klemmen Sie Zellstofftupfer zwischen die Zehen, damit diese während des Lackierens auseinandergehalten werden. Natürlich können auch die Zehentrenner aus Schaumstoff benutzt werden. Für ein fachmännisches Lackieren empfiehlt sich ein Unterlack, zweimaliges Auftragen des Farblackes und ein Überlack.

Da bei einer Maniküre weniger auf die Form des Nagels geachtet werden muß, sind hier auch ovale, trapezförmige, runde oder rechteckige Formen möglich. Dabei ist zu beachten, daß in der Farb- und Stilberatung zu den gewünschten Lack-Farben auch die passende Form eingesetzt wird.  Ovale Nagelformen sind für alle Farben geeignet. Trapezförmige Nägel können mit dezenten, dunklen Farben kombiniert werden. Der rechteckige Nagel verlangt mehr nach natürlichen Farben. Beim runden Nagel ist die Farbauswahl nicht ausschlaggebend. Doch hier hat man die Möglichkeit, den Nagelmond freizulassen oder farblich abzusetzen.

French-Manikür kann sehr vorteilhaft wirken, wenn sie bei den natürlichen Formen verwendet wird und dabei auf dezente Zurückhaltung geachtet wird.

Natürlich ist bei der Behandlung der Nägel auch der persönliche Wunsch für das Endergebnis ausschlaggebend, deshalb möglichst zu Beginn diese Kundenwünsche abklären.

                  Grundregeln der Nagelpflege:

1. Der Nagel wird seiner natürliche Form entsprechend geschnitten .

2. Die Ecken werden abgerundet.

3. Die Nägel dürfen nicht zu kurz geschnitten werden.

4. Immer ganz wenig auf einmal schneiden.

5. Die Spitze ohne Druck an der Unterseite des Nagels ansetzen.

6. Beim Nagelschneiden soll die linke Hand die Zehen festhalten.

7. Die Zehe, an der man arbeitet  mit der linken Hand leicht anheben.

8. Den freien Nagelrand vor dem Reinigen fünf Min. vorweichen.

9. Nie stark oder spitz gegen das Nagelbett drücken.

10. Nagelwall zur besseren Reinigung nach außen ziehen.

11. Beim Fräsen der Nagelkante die Nageloberfläche nicht verletzen.

12. Tamponieren der Großzehe + Abschlußpflege mit Nagel- und Hautcreme

 

Als Quellennachweis:

Hellmut Ruck „Das Buch der Fusspflege”,

Bilder: „Praxis für Podologie, Pforzheim”

 

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